1894 eröffnete Käpt’n Haase eine Wirtschaft in der Erichstraße 34 in Hamburg, die 1899 zur Erichstraße 46 wurde, doch da war Haases Kneipe schon ein Unikum und er ein Original. Seefahrterfreunde brachten ihm alles Mögliche, am liebsten aber Unmögliche mit. Die Kuriositäten thronten dann unter der Decke oder an den Wänden und wurden vom weißbärtigen Haase höchstpersönlich und höchst lügenhaft erläutert.
Seine Sammlung aus Seefahrerschätzen hatte schnell große Ausmaße angenommen. Gäste kamen gerne zu ihm, ließen sich bewirten und vom selbsternannten »Professor der unentdeckten Wissenschaften« mit Seemannsgarn in weit entfernte Welten übers Meer tragen. Seine Sammlung nannte er »Das Museum für Kolonie und Heimat«, doch nach seinem Tod im Jahr 1934 wurde händeringend nach einem ausreichend skurrilen Nachfolger gesucht, der Haases Schätze übernahm.
Doch bald schon hatten die Erben von Käpt’n Haase den perfekten Abnehmer für die Exotica-Sammlung ihres Vaters gefunden: Harry Rosenberg.
1952 gründete Harry Rosenberg (*1925, †2000), ein ehemaliger Seemann, einen Briefmarken- und Münzhandel in Sankt Pauli. Dieses Geschäft hatte Rosenberg mit Mitbringseln aus seiner Seemannszeit und dem Nachlass von Käpt’n Haase, der von den dreißiger Jahren bis zu seinem Tod 1954 eine »Museumskneipe« mit ebensolchen Exotika ausgestattet hatte, dekoriert. Während Rosenbergs eigentliches Geschäft weitgehend brach lag, bewunderten die Kunden seine Exotika und kauften auch Einiges davon. Rosenberg schwenkte um und begann 1954 von Seeleuten aktiv Exotika zu kaufen und sie in seinem »Harrys Hamburger Hafenbasar« getauften Laden auszustellen, zu tauschen und zu verkaufen. Nach dem Vorbild von Käpt’n Haase nannte Rosenberg sein Geschäft »Museum« und verlangte Eintrittsgeld.
Rosenbergs Hafenbasar war bereits eine lokale Berühmtheit, als durch die überregionale Presse ging, dass er echte Schrumpfköpfe kaufte, ausstellte und zum Verkauf anbot. Seither wird Harrys Hamburger Hafenbasar in vielen Hamburg-Reiseführern weltweit geführt. Weitere Geschäftsflächen wurden angemietet; in seiner Glanzzeit verfügte der Hafenbasar über drei Verkaufsstellen mit 2.600 Quadratmetern in 26 Räumen.
1996 zog sich Harry Rosenberg notgedrungen zurück und übergab das Geschäft an seine Tochter Karin. Dieser für ihn einschneidende Schritt (immerhin war »sein« Hafenbasar dort 40 Jahre lang beheimatet) wurde ihm dadurch ein wenig leichter gemacht, da das einzigartige Geflecht aus Fluren, Gewölben, Speichern und Gängen zugunsten des »Erotic Art Museums« geräumt werden musste. Der Umzug sollte nur einige Häuser weiter gehen, in die Bernhard-Nocht-Straße 89-91, doch mit mehreren 100.000 Objekten war das ein Problem. Nach einem Zeitungsaufruf organisierten etwa 200 freiwillige Helfer eine Menschenkette, die am 24. August 1996 die Exponate in die neuen Räumlichkeiten bewegte und für viel Aufsehen in Hamburg sorgte.
Wegen Renovierungsarbeiten erfolgte 1999 der nächste Umzug. Für den Übergang wurde eine Fabrikhalle in der Großen Freiheit für zwei Jahre angemietet. Am 27. Oktober 2000 verstarb Harry nach langer und schwerer Krankheit. Zum ersten Mal drohte dem Hafenbasar das Aus. Doch in der Erichstrasse, in der Käpt'n Haase schon einmal einen Grundstein gelegt hatte, konnten 2001 neue Räume gefunden werden. Die Hausnummer 56 sollte die sechste und letzte Geschäftsadresse werden.
Wieder benötigte und erhielt das durch die Umzüge und die ungünstige Lage finanziell stark angeschlagene Museum Hilfe: eine Hamburger Marketingfirma und eine Reihe von Kiez-Künstlern bemühten sich 2003 mit verschiedenen Aktionen um einen höheren Bekanntheitsgrad des Hafenbasars.
Inzwischen ist der Hafenbasar an seiner neuen Stelle bekannt und gilt wieder als eine herausragende Hamburger Touristenattraktion. Unerwartet starb Karin Rosenberg am 11. April 2011 und hinterließ eine große Lücke. Die damals 17jährige Tochter Kim Rosenberg führte den vom Ruin bedrohten Laden mit Freunden und Unterstützern zeitweise weiter.
Am 1. September 2011 übernahm der ehemalige HNO-Arzt und Entwicklungshelfer Dr. Gereon Boos aus Faszination für die Historie des Museums und aus Respekt gegenüber Harry und Karin Rosenberg den Hafenbasar mit über 365.000 Objekte in 39 Räumen auf etwa 428 Quadratmetern. Er kannte sowohl Harry (1. Kauf einer Maske bei ihm 1998), noch besser aber Karin Rosenberg, der er zu ihren Lebzeiten viel zugehört und geholfen hatte. Gereon will das Museum mit der Vielfältigkeit der in nahezu 60 Jahren durch Seeleute zusammengetragenen Objekte und Kunstschätze in seiner weltweiten Einzigartigkeit erhalten. Der neue »Harry vom Hafenbasar« bringt Erfahrungen aus langjährigen Aufenthalten in Ostafrika und Südamerika mit, sowie Interesse an entlegenen Völkern, deren Kulturen und Heilweisen.
Seit September 2012 sind die gesammelten Schätze Harrys nun im Bauch eines alten Schwimmkrans untergebracht, den Gereon Boos mithilfe von vielen Freunden und Liebhabern des Basars in mühevoller Kleinstarbeit restauriert hatte. Am neuen Liegeplatz mitten in der Hafencity erstrahlt der Hafenbasar seitdem in neuen Glanz.
2014 ging Dr. Gereon Boos auf seine letzte Reise. Dem skurrilen Basar hatte er seinen unverwechselbaren Stempel aufgedrückt, hatte die komplette Sammlung erstmalig sortiert und die Ausstellungsstücke mithilfe von Kennern und Profis identifiziert, für Interessierte und Neugierige Infos aufgehängt und erstmalig Gruppenführungen angeboten. Dr. Boos hatte nicht nur Besucher in seinen Bann gezogen, sondern auch seine Freunde mit dem Hafenbasar-Virus infiziert. So arbeiten nun die Freunde dieses skurrilen Museums unermüdlich daran, dieses Juwel zu erhalten und noch vielen Menschen die Schätze dieser Erde zeigen zu können. Die Geschichte des Hafenbasars begann im Jahre 1952 und wird seit dem 30. Oktober 2017 in der Stiftung fortgeführt. Entsprechend dem letzten Willen von Dr. Boos ist es nun Aufgabe der Stiftung, den Hafenbasar museal weiter zu entwickeln, ohne dabei den Flair des Basars zu verlieren.
Seit April 2018 wartet der Schwimmkran Greif nun mit einem Mircohotel im Kranhäuschen auf. Das Hafencity Hideaway bietet auf knapp 30m² puren Luxus und einen atemberaubenden Blick auf die Elbphilharmonie. Einige Stücke des Hafenbasars dekorieren dieses einzigartige Hotelzimmer und sorgen für maritimen exklusiven Flair.
– 1952 Der Seemann & St. Paulianer Harry Rosenberg bleibt aus gesundheitlichen Gründen an Land und startet im Keller der Bernhard-Nocht-Str. 65 einen Münz- und Briefmarkenhandel
– 1954 gründete Harry in Hamburg den Hafenbasar nach dem Vorbild »Käpt’n Haase«, der seine Museumskneipe, von den 30er bis in die 50er Jahre, auf St. Pauli betrieb. Mitbringsel seiner Reisen und der »Käpt’n Haase« Nachlass bildeten den Grundstein
– 1954 Gründung der Marke »Harrys Hamburger Hafenbasar«
– 1954 – 1996 Standort: Bernhard-Nocht-Str. 65
– 1996 Tochter Karin Rosenberg wird Geschäftsführerin
– 24. August 1996: Umzug in die Bernhard-Nocht-Straße 89-91 durch eine legendäre Menschenkette
– 1996 – 1999 Standort: Bernhard-Nocht-Str. 89-91
– 1999 Umsetzung in eine Fabrikhalle am Ende der Großen Freiheit
– 27. Oktober 2000: Tod von Harry Rosenberg
– 1999 – 2001 Standort: Große Freiheit
– 2001 Umzug in die Erichstraße 56
– 11. April 2011: Tod von Karin Rosenberg
– 2011 Kurzfristige Übernahme des Museums durch Harrys Enkelin Kim Rosenberg
– 1. September 2011 Übernahme durch Dr. Gereon Boos
– September 2013: Umzug in die Hafencity
– 25. März 2014: Tod von Dr. Gereon Boos
– 30. Oktober 2017: Die Dr. Gereon Boos / Hafenbasar Stiftung übernimmt die Leitung
- April 2018: Das Kranhäuschen beherbergt nun ein Microhotel
- 2024: Der Hafenbasar feiert 70jähriges Bestehen